Von Ramesh Jaura und Katsuhiro Asagiri
GYEONGJU, Südkorea (IDN) – Fünf Monate nachdem die internationale Gemeinschaft anfing, nachhaltige Entwicklungs-Ziele (Sustainable Development Goals – SDGs) umzusetzen, welche von Staats- u. Regierungschefs im September 2015 beschlossen wurden, haben Vertreter von Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) und Universitäten einen Aktionsplan für eine globale Bildungsoffensive fertiggestellt und verabschiedet.
Der Handlungsplan, der die Bedeutung der nachhaltigen Entwicklung bekräftigt – Ziel 4: integrative und gerechte Qualität von Bildung und die Förderung lebenslanger Chancen für alle – ist im Gyeongju-Aktionsplan niedergelegt.
Er wurde auf der 66.’United Nations Department of Public Information (DPI) / NGO Conference’ vereinbart, die nach dreitägigen Beratungen in Gyeongju, einer Stadt an der südkoreanischen Ostküste am 1. Juli endete.
Die Konferenz wurde von drei Säulen getragen: Formale Bildung, Informelle Bildung und Ausbildung sowie Interessensvertretungs- und Öffentlichkeitsarbeit: diese wurden als Mittel betrachtet, Barrieren zu beseitigen, die das Lernen behindern.
Als Kommentar zum Ergebnis sagte Cristina Gallach, UN-Untergeneralsekretärin für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: “Diese Konferenz ist ein weiteres Beispiel, welchen Wert es für die Vereinten Nationen hat, in die Partnerschaft mit Wissenschaft und NGOs zu investieren.”
Der Gyeongju Aktionsplan enthält konkrete Leitlinien für die NGOs, um ihre Fähigkeit zu verbessern, Regierungen zu überzeugen, sich zur Implementierung der nachhaltigen Entwicklungsziele zu verpflichten und NGOs in Gemeinden, die am Boden liegen zu mobilisieren.
“Die Vereinten Nationen haben sich verpflichtet, weiterhin NGOs und Wissenschaft zu unterstützen und Partnerschaften aufzubauen, sowie hinsichtlich unserer gemeinsamen Bemühungen dafür einzutreten und den Handlungsplan 2030 erfolgreich zu implementieren“, fügte Gallach hinzu.
Der Gyeongju-Aktionsplan umfasst eine Reihe konkreter Maßnahmen als Referenz für NGOs auf der ganzen Welt, mit einem Startsprung die Agenda 2030 auf unterster Ebene zu verankern.
Dr. Scott Carlin, stellvertretender Vorsitzender der Konferenz und beigeordneter Professor für Geographie an der Long-Island-Universität in den USA, sagte: NGOs aus der ganzen Welt brachten Leidenschaft und Fachwissen in die lebhaften Abschlussberatungen für das End-Dokument. Wir sind dankbar für all den Inputs, die wir erhalten haben und sind sehr stolz auf den Gyeongju-Aktionsplan“.
Dr. Yukang Choi, stellvertretender Vorsitzender der Konferenz und NGO-Vertreter bei den Vereinten Nationen für DreamTouch for All, sagte: “Wir hoffen, dass Gyeongju ein inspirierendes Arrangement war, um einen wirklich vereinheitlichenden Aktionsplan auszugestalten, der für NGOs nützlich sein wird, wo immer sie auch tätig sind.”
Zum ersten Mal in der Geschichte der DPI / NGO-Konferenzen entwickelten und veröffentlichten auch die jugendlichen Teilnehmer eine Jugend-Deklaration.
Cristina Gallach wies darauf hin, “dass junge Menschen zahlreich erschienen sind, womit sie demonstrieren, welchen Wert sie darin sehen, die Vereinten Nationen als Partner zu haben.”
“Es ist wirklich inspirierend, dass so viele Leute, speziell junge Leute aus aller Welt zum Thema ‚Bildung zur Erlangung von globaler Staats-Bürgerschaft‘ zusammenkommen und in einer gemeinsamen Verpflichtung die SDGs umsetzen wollen“, sagte Hirotsugu Terasaki der General-Direktor für Friedens- und Globale Angelegenheiten bei Soka Gakkai International (SGI) mit Sitz in Tokyo.
Er unterstrich, dass “so viele Diskussionen und Dialoge, so viele Interaktionen und so viel Vernetzung während der Konferenz stattgefunden haben” und meinte, dass dies für sich schon eine sehr effektive Form von Bildung für die globale Staatsbürgerschaft ist.
Ahmad Alhendawi, der Jugend-Beauftragte des UN-Generalsekretärs merkte an: “Die Konferenz stärkte nicht nur die entscheidende Rolle der NGOs, eine Vision für die 2030-Agenda zu haben, sondern betonte auch die Dringlichkeit von mehr Investitionen in Bildung hinsichtlich globaler Staatsbürgerschaft, um dem Potenzial dieser kraftvollen Generation von Kindern und Jugendlichen freien Lauf zu lassen.”
“Leider ist die Jugend überall auf der Welt noch nicht genug in politische Entscheidungsprozesse eingebunden“, sagte Saphira Rameshfar, Vertreterin der Ba’hai Community bei den Vereinten Nationen und Jugend-Leiterin der Konferenz.
“Die Jugend-Deklaration ist eine notwendige Ermahnung, dass junge Leute als Leiter und Entscheider nicht nur in Jugend-Foren und Sonder-Beiräten notwendig sind, sondern auch in den Bereichen, wo der Kurs und die Richtung der Gesellschaft insgesamt bestimmt wird“, fügte Rameshfar noch hinzu.
Unter Betonung der Notwendigkeit einer adäquaten Folgeveranstaltung meinte Terasaki: “Die Konferenz ist zu ende, aber die tatsächliche Arbeit hat gerade erst begonnen. Wenn wir jetzt zu unseren jeweiligen Wohnsitzen und Gemeinden zurückkehren, müssen wir unsere verschiedenen Netzwerke erweitern, um das, was wir gelernt haben und was uns inspiriert hat, mit anderen zu teilen.”
Er fügte noch hinzu: “Wir müssen unser Verständnis von globaler Staatsbürgerschaft vertiefen und die Rolle von uns allen bei dem Lernprozess, auf sie hinzuarbeiten. Vor allem müssen wir globale Staatsbürgerschaft in unser tägliches Leben einbinden und bei uns selbst damit anfangen.”
Es gab breite Zustimmung unter den Teilnehmern aus der ganzen Welt, dass der Beitrag von NGOs, von Wissenschaft und Jugend der Schlüssel sein wird, die SDGs zu verwirklichen. Denn ohne die NGOs und Gruppierungen der Zivilgesellschaft kann keine Initiative, so visionär sie auch immer sein mag, in vollem Umfang erreicht werden.
“Ich habe ein solches Vertrauen in die NGOs, ich rufe die Regierungen permanent dazu auf, den Raum, in dem ihr operieren könnt zu erweitern”, sagte der UN-General-Sekretär Ban Ki-moon in seiner Eröffnungsrede am 30. Mai.
Vier Tage zuvor, beim Jeju Forum für Frieden und Wohlstand hatte Ban “den schrumpfenden demokratischen Raum“ verurteilt und Freiheit für Organisationen der Zivilgesellschaft und für Menschenrechtsverteidiger angemahnt. “Leider ist diese Freiheit bedroht, selbst am letzten Platz wo dies geschehen sollte, bei den Vereinten Nationen. Ich fordere die Mitgliedsstaaten dazu auf, damit aufzuhören, das Engagement von NGOs zu begrenzen“, sagte Ban.
Der Südkoreanische Premierminister, Kyo-ahn Hwang bestätigte die Verpflichtung seines Landes, die globale Staatsbürgerschaft zu fördern. “Wir haben uns sehr dafür eingesetzt, dass die globale Staatsbürgerschaft gedanklich in den SDGs ihren Niederschlag fand“, sagte er und fügte hinzu: “Globale Bürger müssen die Grundwerte der Menschheit verinnerlicht haben. Sie müssen von vornherein bei der Lösung globaler Probleme aktiv beteiligt sein. Diese Konferenz, unter dem Thema ‘Bildung für eine globale Staatsbürgerschaft: Gemeinsames Erreichen nachhaltiger Entwicklungsziele‘ wird Menschen dazu ermutigen, eingebunden zu werden.
Aber was genau bedeutet‚ ‘globale Staatsbürgerschaft’? Unabhängige Didaktiker scheinen sich darüber einig zu sein, dass sie durch die folgenden drei wesentlichen Elemente verkörpert wird:
Durch Weisheit das Miteinander-verbunden-Sein allen Lebens und aller Lebensformen zu erkennen, durch Mut, Unterschiede weder zu fürchten, noch zu leugnen, hingegen aber Menschen unterschiedlicher Kulturen zu respektieren und sich zu bemühen, sie zu verstehen, an den Begegnungen mit ihnen zu wachsen und Mitgefühl in Form einer einfallsreichen Empathie zu empfinden, welches über die eigene unmittelbare Umgebung hinausreicht und sich auch auf jene erstreckt, die an weit entfernter Orten leiden.
Diese drei Elemente sind ein integraler Teil des Gyeongju-Aktionsplans. (IDN – InDepthNews – 2. Juni 2016)