Von Jaya Ramachandran
ROM (IDN) – Es wird mehr als genug Essen auf der Welt hergestellt, um jeden zu ernähren, und doch hungern 815 Mio. Leute, so FAO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinigten Nationen. Wie man sicherstellt, dass eine wachsende Weltbevölkerung – die bis 2050 laut Erwartungen ungefähr auf 10 Milliarden anwachsen wird – genügend Nahrung hat, um ihre Ernährungsbedürfnisse zu decken, ist darum eine der größten Herausforderungen, vor denen die Welt steht. Experten sehen in Agrarökologie eine Lösung.
Agrarökologie, sagen sie, kann dabei helfen, zu nachhaltigen Ernährungs- und Agrarkultur-Systemen überzugehen, die Ernährungssicherung und Nahrung für alle garantieren, soziale und ökonomische Gerechtigkeit bieten und Biodiversität sowie die Leistungen des Ökosystems sichern, an der die Agrarkultur hängt.
Familienbauern müssen ein zentrales Element dafür bleiben, Agrarökologie groß zu machen, betonte FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva in seinen abschließenden Worten zum Zweiten Internationalen Agrarökologie-Symposium vom 3. bis zum 5. April bei FAO in Rom.
„Es ist Zeit, die Realisierung der Agrarökologie voranzutreiben“, sagte Graziano da Silva. „Wir sind erfolgreich von dem Reden darüber, was Agrarökologie ist, zu jetzt spezifischen Zielen, die das Programm in den kommenden Jahren erreichen soll, übergegangen, und wir haben die starke Unterstützung seitens der zivilen Vereinigungen und jener Regierungen, die hart daran gearbeitet haben, dass dieses Symposium ein Erfolg wird“, fügte er hinzu.
„Wenn wir von Agrarökologie sprechen, sprechen wir nicht von ausschließlich technischen Aspekten. Ich möchte hier den sozialen Aspekt betonen; wenn wir also sagen, dass wir die Rolle von Agrarökologie in der Arbeit von FAO stärken werden, dann sagen wir, dass wir die Rolle von Familien- und Kleinbauernhöfen, Fischern, Hirten, Frauen und Jugendlichen stärken werden“, sagte er.
Der FAO-Generaldirektor hob auch das Jahrzehnt der Familienbauernhöfe (2019-2028) und das Jahrzehnt des Handelns für Ernährung (2016-2025) als Gelegenheiten hervor, das Bewusstsein für die wertvolle Verbindung zwischen Familienbauernhöfen, Agrarökologie und nachhaltiger Entwicklung zu steigern. Das Symposium hat die Notwendigkeit unterstrichen, dass anerkannt werden muss, dass das Bestärken der Agrarökologie ein Schlüsselelement dafür ist, die Ziele Nachhaltiger Entwicklung (SDGs) zu erreichen, welche die internationale Gemeinschaft im September 2015 unterzeichnet hat. Ziel 2 ist darauf ausgerichtet, „den Hunger zu beenden, Ernährungssicherung verbesserte Ernährung zu erreichen und nachhaltige Agrarkultur zu fördern“.
Das Symposium hat mehr als 700 Teilnehmer versammelt, darunter Repräsentanten von 72 Regierungen, etwa 350 Mitglieder ziviler Vereinigungen und anderer nicht-regierungsamtlicher Gruppen und 6 UN-Organisationen.
Der Symposiums-Vorsitzende Braulio Ferreira de Souza Dias betonte in seiner Zusammenfassung, dass „Agrarökologie vielfache Vorteile bietet“ – inklusive das Ansteigen der Ernährungssicherung und -belastbarkeit, das Ankurbeln von Lebensunterhalten und ortsansässiger Wirtschaft, die Vielfalt von Nahrungsherstellung und Ernährungsweisen, die Förderung von Gesundheit und Ernährung, der Schutz von natürlichen Ressourcen, Biodiversität und Funktionen des Ökosystems, das Verbessern der Fruchtbarkeit und Gesundheit des Bodens, die Anpassung an den Klimawandel und die Milderung desselben und der Erhalt ortsansässiger Kulturen und traditioneller Wissenssysteme.
„Es ist unabdingbar, dass die rechtlichen und regulativen Rahmenbedingungen auf eine Weise geschaffen werden, die transformative Veränderung zu nachhaltiger Agrarkultur und Ernährungssystemen basierend auf Agrarökologie garantiert und die Rechte der Bauern und deren Zugang zu Produktionsressourcen wie Land, Wasser und Saatgut respektiert, schützt und erfüllt.“
Die Zusammenfassung des Vorsitzenden entwirft auch einen weiteren Weg einschließlich einer Liste „dringend benötigter“ Zusagen von Interessengruppen Regierungen werden aufgefordert, politische und rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die Agrarökologie und nachhaltige Ernährungssysteme fördern und unterstützen, sowie „abartige Anreize“ für nicht nachhaltige Agrarkultur zu entfernen.
Die Zusammenfassung verlangt von FAO, einen detaillierten 10-Jahres-Handlungsplan für Agrarökologie zu entwickeln und damit zu beginnen, die Agrarökologie-Stärkungs-Initiative durchzuführen.
Konsumenten und Bürger werden aufgefordert, sich aktiv an der Veränderung im Ernährungssystem zu beteiligen, indem sie verantwortungsbewussten Konsum fördern. Spender werden gebeten, Langzeit-Finanzierungen für Agrarökologie zu erhöhen, während Akademien und Forschungsinstitute ermuntert werden, mehr Forschung im Gebiet der Agrarökonomie zu betreiben.
Am Rande des Symposiums hat der Weltzukunftsrat (WFC) mit FAO und IFOAM – Organics International einen weltweiten Wettbewerb für jene weitsichtigen Verfahrensweisen gestartet, die Umgebungen erschaffen, in denen Agrarökologie möglich ist, den 2018 Future Policy Award. Die Gewinner werden in einer Zeremonie bei FAO in Rom im späteren Verlauf von 2018 geehrt.
Der Future Policy Award 2018 wird getragen von der FAO, dem Weltzukunftsrat, IFOAM-Organics International mit der Unterstützung von Green Cross International, DO-IT – Dutch Organic International Trade und Sekem Group (Ägypten).
Jedes Jahr werden die weitsichtigsten Maßnahmen, welche die dringlichsten Herausforderungen der Menschheit angehen, mit dem Future Policy Award (FPA) ausgezeichnet, dem bislang einzigen Preis weltweit, der Verfahrensweisen anerkennt, nicht Personen. Der Weltzukunftsrat verleiht diesen Preis jährlich seit 2010 in Zusammenarbeit mit UN-Geschäftsstellen.
„Der Future Policy Award dieses Jahres wird erprobte Lösungen enthüllen, die nachhaltige Agrarkultur möglich machen. Der Weltzukunftsrat ist entschlossen, weiterhin mit der FAO zusammenzuarbeiten, um die besten Verfahrensweisen zu bestimmen und zu teilen, mit denen man Agrarökologie im Interesse zukünftiger Generationen fördern kann. Es ist unabdingbar, dass wir von den Vorgehensweisen lernen, die bereits Wirkung zeigen“, sagt Alexandra Wandel, Direktorin des Weltzukunftsrats.
„Die führenden Regierungschefs der Welt und die UN-Generalversammlung erkennen das Potential von Agrarökologie, eine gesunde Ernährung für alle zu erreichen und soziale Ungerechtigkeit, Klimaveränderung und den Verlust von Biodiversität anzusprechen“, bemerkt Peggy Miars, Weltvorstands-Präsidentin von IFOAM – Organics International. „Wir sehen das in vielen Ländern, wo die politischen Rahmenbedingungen funktionieren. Lasst uns diese innovativen Regelungen vorzeigen und belohnen!“ [IDN-InDepthNews – 6. April 2018]